Georg Hesse ist seit 1. Januar 2016 neuer Vorstandsvorsitzender der TOMORROW FOCUS AG. Wir haben mit ihm über seine ersten Monate in der Online-Reisebranche gesprochen.
Georg, können Sie uns zu Anfang ein bisschen über sich erzählen?
Ich bin geborener Münchner, 43 Jahre alt, verheiratet und habe drei freche, wunderbare Töchter. Ich habe meine berufliche Laufbahn in der Medienbranche begonnen und bin 1999 zum Online-Versandhändler Amazon gewechselt. Zunächst habe ich dort die Redaktion und das Marketing für den Musikbereich aufgebaut und anschließend in den folgenden 16 Jahren kaufmännische Verantwortung übernommen. Unter anderem war ich für den Auf- und Ausbau der Produktgruppen Video Games, Software, Spielwaren, Haus und Garten, Elektrogroßgeräte und Möbel verantwortlich. Neben meiner beruflichen Tätigkeit bei Amazon habe ich meinen MBA an der Henley Business School in London gemacht. In meiner Freizeit interessiere ich mich für Musik und bin begeisterter, wenn auch nur wenig gefährlicher, Kampfkünstler.
Was treibt Sie an?
Ich bin wissbegierig, liebe komplexe Aufgaben und habe große Freude daran, Teams aufzubauen und zu führen. Ich durfte in meiner Karriere vielfach Organisationen aufbauen, die Industrien nachhaltig mit ihrer Kundenorientierung verändert haben und bin getrieben von der Überzeugung, dass dies auch mit der TOMORROW FOCUS Gruppe im Bereich Urlaub möglich ist.
Was hat sie an der neuen Position bei TOMORROW FOCUS gereizt?
Zum einen reizt mich die Branche. Obwohl viele Marktteilnehmer von Kundenorientierung reden und es auch aktuell viele spannende Innovationen im Reisebereich gibt, fällt mir auf, dass es nur sehr, sehr wenige Player gibt, die den Urlauber wirklich ins Zentrum ihres Handelns stellen und denen ich als Urlauber restlos vertrauen kann. Hier sehe ich eine einzigartige Chance für unsere Gruppe, denn in unserer Historie als Bewertungsportal waren wir immer auf der Seite der Urlauber. Dieses Profil zu schärfen und einen neuen Standard der Urlauber-Orientierung zu schaffen, ist einfach eine tolle Aufgabe, für die es sich gelohnt hat, aufzubrechen - auch wenn ich schon davor einen tollen Job hatte.
Wie ist ihr erster Eindruck von der TOMORROW FOCUS Gruppe?
Die Gruppe hat sehr starke Konsumentenmarken im Reisebereich. HolidayCheck und Zoover genießen in ihren Märkten das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Kunden. Sie haben dadurch eine einzigartige Position, um die Zukunft in ihrem Marktsegment mitzugestalten. Dazu kommt eine DNA der Kundenorientierung, die sehr gut dazu passt, wie ich ein Unternehmen führen will. Ein Beispiel sind Informationen zu den schrecklichen Terror-Anschlägen in der Türkei. HolidayCheck hat als einziges großes Online-Reiseportal sofort auf der Homepage ratsuchende Urlauber und Angehörige informiert. Das war sicher kurzfristig nicht umsatzfördernd, aber es war das Richtige für die Urlauber und damit das Richtige für uns. Klar ist, dass die TOMORROW FOCUS-Gruppe gerade einen grundlegenden Wandel von einem Mischkonzern mit verschiedenen Internetmarken hin zu einem fokussierten, schnellen und innovativen Reiseunternehmen durchlebt. Wir haben ein exzellentes Management-Team mit Timo Salzsieder (COO), Dirk Schmelzer (CFO) und den beiden Geschäftsführern Anja Keckeisen und Philipp Goos, die schon vor meinem Einstieg die richtigen, teilweise schmerzhaften Veränderungsprozesse angestoßen haben. Ich fange also keineswegs bei null an. Da viele Veränderungen jedoch aktuell nach außen noch nicht sichtbar sind, glaube ich, dass die neuen Möglichkeiten unserer Gruppe momentan noch unterschätzt werden.
Was sind ihre Pläne für die TOMORROW FOCUS Gruppe?
Unsere Vision ist, das Urlauber-orientierteste Unternehmen der Welt zu werden. Schnell, innovativ, langfristig handelnd und kundenorientiert bis zur Obsession. Wir fokussieren uns darauf, Menschen zu helfen, ihren wohlverdienten Urlaub einfach zu finden und zu buchen. Diese DNA ist in unseren Teams bereits vorhanden, allerdings müssen wir das Verständnis schärfen, was das in der Praxis heißt. Aus meiner Erfahrung bei Amazon weiß ich, wie man in allen Prozessen eines Unternehmens den Kunden an erste Stelle stellt und eine Kultur von Innovation und Kundenorientierung nicht nur ausruft, sondern konkret umsetzt und unterstützt. Ich kann bereits nach wenigen Wochen sehen, wie viel Energie das im Unternehmen freisetzt und unsere Produktentwicklung macht wichtige Schritte in diese Richtung. Das ist eine gute Nachricht für unsere Shareholder: ein Team, das klar auf den Urlaubernutzen fokussiert ist, entwickelt besser differenzierte Produkte und Service-Angebote. Das hilft, um Marketingkosten durch die Weiterempfehlung zufriedener Urlauber zu ersetzen.
Welche Chancen und Herausforderungen im Reisemarkt sehen Sie?
Die Reisebranche macht gerade eine disruptive Veränderung durch. Ich bin aber überzeugt, dass noch wesentlich mehr Innovation vor uns liegt, als hinter uns, und wir wollen dabei eine gewichtige Rolle spielen. Der zentraleuropäische Reisemarkt ist einzigartig und liegt uns besonders am Herzen. Unser tiefes Verständnis für den deutschsprachigen und niederländischen Urlauber bedeutet eine besondere Chance für unsere Marken. Wir sind vielleicht nicht die größten auf diesem Erdenrund, aber wir wollen die besten sein für unsere Urlauber.
Was müssen ihre Mitarbeiter über Sie wissen?
Ich bin ein glücklicher Mensch und eigentlich recht umgänglich (lacht). Ich denke Inhalte werden nicht wahrer wenn man sie pampig vermittelt. Ich gebe mich allerdings nicht mit oberflächlichen Antworten zufrieden und erwarte dass wir unsere Entscheidungen datengetrieben treffen. Von allen Mitarbeitern, egal ob im Service Center, in der Entwicklung, im Marketing, im Sales oder im Personalbereich erwarte ich, dass sie den Urlauber in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen, dass sie groß und langfristig denken, Verantwortung übernehmen, erfinderisch sind, offen kommunizieren und sich mit dem Erreichten nie zufrieden geben. Und ich möchte dass meine Mitarbeiter mir Feedback geben, sollte ich selbst einmal nicht so handeln.